Für uns alle war es in erster Linie ein großer Schock – der Lockdown! Doch es war schnell klar, dass es nichts hilft, den Kopf in den Sand zu stecken, sondern so gut es geht etwas Positives aus der Krise zu ziehen.
Ich muss gestehen, dass ich die ersten Wochen des Lockdowns sehr intensiv genutzt habe, um zu entschleunigen. Als selbstständige Unternehmerin fehlt mir oft die Zeit Kontakt zu Familie und Freunden zu pflegen und so habe ich viele lange und ausführliche Telefonate geführt. Es war wunderschön mir dafür Zeit nehmen zu können. Ich habe mir jedoch auch sehr viel Zeit für mich und meinen Freund genommen – Zeit, die wir sonst in der Form nicht haben – ohne Telefon, ohne Mails, ohne Zeitdruck. Das konnte ich sehr genießen und es hat mir auch sehr gutgetan.
Doch nach zwei Wochen habe ich gemerkt, dass ich irgendetwas tun möchte. Ich möchte dort helfen, wo Hilfe gebraucht wird. Bei DM konnte ich als Minijobberin Regale einräumen und zudem habe ich die Initiative „Gastfreundschaft hilft Regensburg“ tatkräftig unterstützt. Regensburger Gastronomen haben sich hier zusammengeschlossen, um Bedürftigen dreimal pro Woche ein warmes Essen sowie eine Gabentüte mit Hygieneartikeln und haltbaren Speisen zu übergeben. Es hat sehr viel Spaß gemacht zu helfen und in die dankbaren und fröhlichen Gesichter der Bedürftigen zu blicken. Meine Womempower Kollegin Laura von Kekszauber hat durch Corona sehr viel zu tun gehabt, auch ihr habe ich unter die Arme gegriffen. Es war einfach nur schön, neue Einblicke zu bekommen und einen sehr abwechslungsreichen Wochenablauf zu haben.
Im Mai haben wir dann auch in der Alten Kuchl wieder angegriffen. Ich habe mich vorsichtig an das Abholgeschäft herangetastet, da es nicht sicher war, wie gut es angenommen wird. Deshalb haben wir nur an den ersten drei Wochenenden im Mai Speisen zur Abholung auf Vorbestellung angeboten. Es war ein voller Erfolg. Viele Stammgäste kamen und haben unser Angebot dankend angenommen. Es hat sehr gutgetan wieder Gastkontakt zu haben.
Wichtig zu erwähnen ist auch, dass ich regelmäßig Videos auf Facebook und Instagramm gepostet habe, um die Gäste auf dem Laufenden zu halten und habe sehr positive Rückmeldungen und Zuspruch bekommen. Das ist auch ein Faktor, der mich sehr gut durch die Krise kommen ließ – der Rückhalt von Gästen, Freunden und Familie. Die Zeit für so viel Social Media Arbeit finde ich meist während des Normalbetriebs nicht…
Am 20.05.2020 haben wir dann die Alte Kuchl unter den bekannten Einschränkungen wiedereröffnet. Ich muss sagen, das waren harte Zeiten. Denn durch die zwei-Haushalts-Regel und die einzuhaltenden Abstände haben in meinem kleinen Wirtshaus und Biergarten oft nur sehr wenig Gäste Platz gefunden. Oft saßen an jedem Tisch nur zwei Gäste. Bei sechs Tischen im Biergarten waren es dann nach Adam Riese auch nur 12 Gäste. In den Gastraum haben sich kaum Gäste getraut, weil alle noch so verunsichert waren. Jedoch habe ich auch daraus Positives ziehen können. Ich konnte mir mehr Zeit für den einzelnen Gast nehmen. Viele Gespräche führen. Dazu komme ich bei Vollbetrieb viel zu selten. Ich war um jeden einzelnen Gast dankbar. Um das wirtschaftlich einigermaßen rechnen zu können, haben wir die Speisekarte sehr klein gehalten. Die Gäste waren trotzdem zufrieden und froh wieder ausgehen zu können.
Ab Ende Juni mit der Lockerung auf 10 Personen pro Tisch kehrten dann auch wieder all meine Stammtische zurück. Es war unglaublich schön, den Biergarten wieder so „voll“ zu sehen. Eine FREUNDE! Dank des guten Wetters im Juli, August und September habe ich in der Alten Kuchl nahezu wieder die Umsätze wie im Vorjahr erwirtschaften können.
Die nächste Herausforderung wird nun das Wegfallen des Biergartens aufgrund des Wetters. Im Gastraum können aufgrund der Abstandsregelungen maximal ca. 20 Gäste platziert werden. Die Lösung wird sein zwei Schichten zu fahren. Das heißt es besteht die Möglichkeit von 17:30 Uhr bis 19:30 Uhr zu reservieren oder dann erst ab 19:45 Uhr. Somit komme ich in etwa auf eine annährend normale Belegung. Meine große Hoffnung sind auch alle geschlossenen Veranstaltungen, die derzeit noch erlaubt sind. Ich habe bis zum Jahresende noch einige standesamtliche Hochzeiten, Geburtstagsfeiern und Weihnachtsfeiern, die mich durch die schwere Zeit bringen.
Alles in Allem bin ich optimistisch und habe gelernt, dass es nichts bringt sich aufzuregen. Ich nehme die Situation so an wie sie kommt und mache das Beste draus.